1700 Jahre Sonntagsruhe

Der freie Sonntag hat ein grosses Jubiläum: 1700 Jahre

Seit es christliche Gemeinden gab, sind sie gemäss biblischem Zeugnis am Sonntag, am Tag des Herrn (dies dominicus), zusammengekommen und haben die Auferstehung Christi gefeiert. Von allem Anfang an war es ein Freudentag, das Abendmahl wurde geteilt, die Liebesgaben eingesammelt, sicher nicht gefastet. Dies wird über Jahre im Untergrund passiert sein, dann offiziell geduldet, als Jahr 313 gemäss Mailänder Edikt die brutale Verfolgung der Christen aufhörte. Erst im Jahr 321 erklärte der römische Kaiser Konstantin den Sonntag zum offiziellen Ruhetag. Gerichtsverhandlungen und Urteilsvollstreckungen ruhten. Etwas später bekamen auch die Sklaven freie Zeit, um die Möglichkeit zu haben, den Gottesdienst zu besuchen. Später wurde aus der Möglichkeit eine Verpflichtung, die katholische Christinnen und Christen unserer Zeit noch kennen. 

Bis heute ist die Sonntagsruhe in unseren Gesetzen verankert. Auch wer sie nicht zum Besuch des Gottesdienstes nutzt, weiss darum, dass es gut tut, einen Tag in der Woche zu ruhen, jedenfalls anders zu gestalten. Ruhe sieht nicht für alle gleich aus und manch heutige Freizeitbeschäftigung ist wohl weit weg von der Ruhe, die die ältere Generation noch kennt. Als Kind war kein Tag der Woche so langweilig wie der Sonntag, weil Eltern und Grosseltern tatsächlich ruhten, einem vielleicht zu einem gemächlichen Sonntagsspaziergang verdonnerten. 
Dass der Sonntag mit der jüdische Sabbatruhe und damit mit dem Schöpfungstag und dem 3. (4.) Gebot in Verbindung gebracht wurde, war nicht von allem Anfang an so. Im 4. Jahrhundert entstand diese Verbindung, im Zusammenhang mit römischen Gesetzen. Jesus selber schien ja eher ein zwiespältiges Verhältnis zu den Sabbatruhegesetzen gehabt zu haben.

Dass der Name «Sonntag» auf die Sonne zurückgeht, liegt einigermassen auf der Hand. Es war der erste Tag eines 7-tägigen Rhythmus. Für uns heute ist der Sonntag hingegen der letzte Tag der Woche, was auf die Schöpfungsgeschichte zurückgeht. Auch Gott hat zuerst gearbeitet und dann geruht. Dies wird in den 10 Geboten dann auch für die Menschen vorgesehen. Was wäre, wenn wir zuerst ruhen und dann arbeiten? Würde das einen Unterschied machen?

Wie dem auch sei: In unserer Zeit wird die Sonntagsruhe immer wieder in Frage gestellt. Geschäfte sollen geöffnet werden. Das Wichtigste am Sonntag ist für Viele nicht mehr der Gottesdienstbesuch, dafür geschieht dieser freiwillig!! Dass der Sonntag trotz allem immer noch spürbar anders ist als andere Wochentage, empfinde ich als etwas Schönes und Wohltuendes. Ich bin sicher, ob mit oder ohne Gottesdienst, tut er Klein und Gross gut. Wir brauchen Unterbrechungen im Alltag, Pausen um uns zu erholen. Auf jeden Fall wird die spannende Geschichte des Sonntags noch viele Jahre weiter gehn. 1700 Jahre dauert sie schon, die spannende Geschichte des Sonntags.

Vroni Stähli

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