Ökumenische Kampagne
Die reformierte und katholische Kirche im Kanton Zug überraschen ab September mit einer unkonventionellen ökumenischen Kampagne. Mit humorvollen Plakaten und prägnanten Botschaften wollen sie ein neues Bild von Kirche in die Öffentlichkeit tragen.
Frisch und überraschend anders als erwartet. So soll die neuste gemeinsame Kampagne der reformierten und katholischen Kirche Zug daherkommen. Ab September werden drei verschiedene Plakate auf den Strassen, in Bussen, Kinos sowie auf sozialen Medien wie Instagram und Facebook zu sehen sein. Die Plakate enthalten kurze, prägnante Botschaften wie «24/7 da», «Für alle» und «Bei dir». Diese Aussagen beziehen sich auf den Wesenskern der Kirche: Sie ist jederzeit für die Menschen da, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Status, und bietet einen verlässlichen Wert in einer Zeit der Unverbindlichkeit.
Die visuellen Darstellungen sind humorvoll und laden zur Interpretation ein. Beispielsweise zeigt ein Plakat einen Menschen, der im Schwimmbad den Schatten eines Weihnachtsbaums geniesst, während auf einem anderen ein schweres Motorrad neben einem Rollator und einem Rollbrett zu sehen ist. Ein weiteres Plakat zeigt eine dampfende Tasse Kaffee, aus der eine Gestalt herauswinkt – eine Anspielung auf Jesus, der über das Wasser geht? Die Logos der beiden Kirchen sind dezent am unteren Rand der Plakate platziert.
Kirche ist nahbar und zeitgemäss
Die Idee, Humor in die Kampagne einzubringen, entstand im kreativen Prozess. «Wir hinterfragen mit einem augenzwinkernden Ansatz Vorurteile, entlocken ein Schmunzeln und regen bestenfalls zum Nachdenken an», erläutert Simona Starzynski, Kommunikationsverantwortliche der reformierten Kirche Zug. Zusammen mit Arnold Landtwing, Kommunikationsverantwortlicher der katholischen Kirche Zug, hat sie die Kampagne initiiert und gemeinsam mit den Kreativen Stefan Fraefel und Sina Stähli der Zuger Agentur norr gestaltet. Die Scribbles stammen vom Emmenbrücker Illustrator Lorenz Rieser. Die Kommunikationsverantwortlichen sind sich bewusst, dass die Kampagne sowohl Applaus als auch Kritik hervorrufen wird. «Etwas Reibung darf gerne sein und führt hoffentlich zu Gesprächen. Wenn das gelingt, haben wir das Ziel erreicht», betont Arnold Landtwing.
Simona Starzynski und Arnold Landtwing heben die Bedeutung der Kampagne für die Sichtbarkeit der Kirche im Alltag der Menschen hervor. Starzynski erklärt: «Wir haben die humorvolle Herangehensweise bewusst gewählt, um die Kirche als nahbar und zeitgemäss darzustellen.» Und Landtwing ergänzt: «Die Kampagne soll nicht nur zum Schmunzeln anregen, sondern auch tiefere Reflexionen über Glauben und Gemeinschaft fördern.»
Perspektivenwechsel beim Betrachter auslösen
Die Kampagne ist ein weiterer Ausdruck der langjährigen ökumenischen Zusammenarbeit im Kanton Zug. «Wir spannen in vielen Bereichen zusammen, sei es in der Seelsorge, in Angeboten für unterschiedliche Zielgruppen oder in gemeinsamen Gottesdiensten. Wir betonen das Verbindende im Glauben an Jesus Christus,» erklären Starzynski und Landtwing. Die Kosten für die Kampagne werden aus dem laufenden Budget für Kommunikation und Marketing beider Kirchen bestritten.
Mit dieser ökumenischen Kampagne gehen die beiden Kirchen neue Wege, um ihre Botschaften zu vermitteln. Die humorvollen und kreativen Plakate unterscheiden sich deutlich von traditionellen kirchlichen Darstellungen und könnten dazu beitragen, generationenübergreifend ein breiteres Publikum zu erreichen.
Die Initiatoren sehen die Kampagne als Chance, überraschende Impulse und Akzente zu setzen. Obwohl sie zeitlich begrenzt ist, hoffen die Verantwortlichen, dass sie zu Gesprächen anregt und möglicherweise einen Perspektivenwechsel bei den Betrachtern auslöst. Sie laden Kritiker explizit zum Gespräch ein und sehen die Kampagne als Möglichkeit, das Bild der Kirche in der Gesellschaft zu erneuern und zu beleben. Die ökumenische Kampagne der Zuger Kirchen zeigt, dass traditionelle Institutionen durchaus modern und humorvoll kommunizieren können, ohne ihre Kernbotschaft zu verwässern.
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